Wie wir in Polen einen Güterzug steuerten

1997 war ich mit einem weiteren Eisenbahnfreund in Polen im Raum Poznań unterwegs. Plötzlich überquerten wir eine schmalspurige Eisenbahnstrecke, die auf seiner Karte gar nicht eingezeichnet war, weil auf der Strecke der Personenverkehr schon viele Jahre eingestellt war. Nach den blanken Schienen zu urteilen, musste da aber etwas fahren und so fuhren wir an der Strecke entlang, bis uns eine kleine rumänische Diesellok mit einem Güterzug entgegen kam. Also wendeten wir,fuhren parallel zum Zug und filmten bzw. fotografierten ihn. Am Endpunkt Opatówek wurden die Güterwagen von einer normalspurigen Lok abgezogen. Kaum hatte ein Rangierer unser deutsches Kennzeichen gesehen, kam er zu uns herüber und fragte: "Habt Ihr Schnaps? Mein Schnaps ist alle!". Ich versuchte ihm klarzumachen, während der Arbeit trinke man nicht und er solle verschwinden. Dieser Mensch begann aber mit seiner leeren Schnapsflasche vor meiner Videokamera herum zu hüpfen, bis ihm mein Begleiter einen 20 Zloty-Schein in die Hand drückte und er laut jubelnd in die Kantine abrückte.
Der Lokführer der Schmalspurlok winkte uns, wir sollten mal auf die Lok hochkommen. Polnisch können wir nur einige wenige Worte, aber mit Händen und Füßen, Wörterbuch und Analogschlüssen zu ähnlichen tschechischen oder slowakischen Wörtern konnten wir uns einigermaßen verständigen.
Nachdem die Rangierarbeiten beendet waren, ging er noch einen Kaffee trinken und sagte uns, er würde noch einen Güterzug in seinen Heimatort Zbiersk, aber nicht mehr zurück fahren. Wenn wir solche Eisenbahn-freunde wären, könnten wir ruhig auf der Lok mitfahren und er würde mit unserem Auto parallel dazu mitfahren, sein Maschinist könne die Lok auch alleine steuern.
Ängstliche Gemüter hätten nun gesagt "Bloß nicht, die Polen klauen doch immer Autos", aber da wir mit den beiden stundenlang geredet und gemerkt hatten, dass sie Eisenbahner mit Leib und Seele sind, schätzte ich sie als vertrauenswürdig ein und überreichte meine Autoschlüssel.
Der Maschinist zeigte uns dann noch, wie man die Geschwindigkeit reguliert, schneller als 20 km/h sollten wir aber nicht fahren, die Gleise seien schlecht. Wir steuerten also den Güterzug, der Lokführer fuhr nebenher, hielt ab und zu an und winkte zu uns herüber.
Vor dem Endbahnhof hielten wir an einer Steigung an, der Maschinist meldete sich bei der Fahrdienstleiterin an und wir erhielten die Erlaubnis zur Einfahrt.
Es war aber Herbst, und da sind die Schienen rutschig, und so tat sich erst mal gar nichts. "Keine Panik", sprach der Maschinist und drückte auf 2 Knöpfe. Unter dem einen stand "Sanden" und unter dem anderen "Überlastsicherung aus". Er befahl also der Lok "Du musst jetzt fahren, auch wenn Dir das Getriebe auseinander fliegt" und streute zur Erhöhung der Reibung Sand auf die Schienen.Zunächst drehten einmal die Räder durch, aber nach einiger Zeit setzte sich der Zug tatsächlich in Bewegung.
In Zbiersk angekommen, kletterte der Wodka-Säufer aus dem Packwagen und sagte zu uns: "Jungs, ich geb' Euch mal einen Tipp, die Fahrdienstleiterin ist gut im Bett", worauf diese ihm laut keifend mit der Abfahrtskelle ordentlich eins über haute, wonach sich der Säufer aufs Fahrrad schwang und nach Hause radelte.
Inzwischen war auch der Lokführer mit unserem Auto eingetroffen und fuhr seine Maschine in den Lokschuppen, um die Güterwagen kümmerte sich die Lok der inzwischen stillgelegten Zuckerfabrik. Leider befinden sich die Aufnahmen von dieser Fahrt auf einer nicht mehr lesbaren CD.
Dann luden uns die beiden zu sich nach Hause auf einen Kaffee und zum Essen ein. Wir radebrechten noch stundenlang über alles mögliche.
Dann fragten sie uns, wo wir denn übernachten würden. Wir sagten, darüber sollten sie sich mal keine Gedanken machen, so weit sei es ja nach Dresden auch wieder nicht, und wenn ich auf der Rückfahrt müde werden würde, würden wir uns irgendwo hinstellen und ein bisschen im Auto schlafen.
 "Das könnt Ihr doch nicht machen", rief der Lokführer aus, "es ist jetzt schon Ende Oktober und die Nächte sind kalt! Wisst Ihr was, ich habe im Nachbarort Stawyszin eine Bekannte, die betreibt eine Pension und spricht sogar deutsch, weil sie zu DDR-Zeiten in Erfurt bei der Hopfenernte geholfen hat, dort könnt Ihr übernachten." Das taten wir dann auch und nachdem wir am nächsten Tag noch eine andere Strecke besucht hatten, fuhren wir wieder nach Hause.

Bei einem späteren Ausflug wollten wir uns den noch nicht besuchten Streckenteil Turek - Zbiersk ansehen. Dabei trafen wir die beiden noch mal an und ich fuhr von Dzierzbin bis Zbiersk auf der Lok mit : https://www.youtube.com/watch?v=yQohvMFS69k


Ein polnischer Fan hat am 3.6.1995 eine Sonderfahrt auf dieser Strecke gefilmt : https://www.youtube.com/watch?v=aNTsfD7DuEM
 

Wie man mich nicht in die Ukraine lassen wollte

Im Jahre 2006 waren wir wieder einmal bei unserer Verwandtschaft in der Slowakei zu Besuch. Mein Auto hatte ich wegen einer kleinen Lackreparatur in der Werkstatt. Ich verfiel auf die Idee, dass man nach der Abschaffung der Visapflicht doch auch einmal in die Ukraine fahren könne. Schwägerin Alica wollte mir ihr Auto leihen, worauf ich entgegnete, dass das bestimmt nicht gut gehen würde. Es sollte sich bald zeigen, dass ich Recht hatte. Wir fuhren bewusst nicht zu dem großen Grenzübergang Vyšsne Nemecke, weil dort aller LKW-Verkehr hin ging und für PKW wohl auch Wartezeiten im 2-stelligen Stundenbereich gelten sollten. Angeblich stellen sich auch ukrainische Geschäftemacher in der Schlange an uns stellten ihren Platz gegen eine saftige Gebühr zur Verfügung, wenn jemand nicht so lange warten will. Wir kamen also am Grenzübergang Ubl’a an, sah erst mal ganz gut aus, da nur ein PKW vor uns. Aber dann… Vor dem Übergang war eine Schranke, und es wurde immer nur ein PKW durch die Schranke gelassen. Jeder PKW wurde von einem Hund beschnuppert, klar, dass alle Leute hier nichts Besseres zu tun hatten, als Drogen mitzuführen. Nachdem wir nun endlich zum Abfertigungsgebäude vorgerückt waren, waren da zwei Fensterlein. Das erste war geschlossen, also stieg ich aus, lief daran vorbei und reichte unsere Pässe durch das zweite Fensterlein. Nachdem der slowakische Zollbürokrat nach dem 2-Finger-Suchsystem unsere Angaben in einen steinzeitlichen PC eingetippt hatte, hieß er uns weiterzufahren. Wieder mussten wir warten, und da wir sahen, wie die Leute vor uns irgendwelche Zettel ausfüllten, fragten wir den vor uns stehenden Slowaken, was das sei und wo man es herbekomme. Das seien die so genannten Immigrationslisten, man solle sich nur von dem bewaffneten Ukrainer im Tarnanzug da vor uns eine geben lassen. Personalien, zu verzollende Sachen, Zweck und Länge des beabsichtigten Besuchs, Anzahl der mitgeführten Kinder und weiß der Teufel noch was war auszufüllen. Seit Amtsantritt von Juschtschenko gehe es hier lockerer zu, sagte der Slowake und es würde durchaus akzeptiert, wenn man als Besuchsgrund eintrage, man wolle da drüben tanken. Währenddessen sahen wir auf ukrainischer Seite, wie die Leute alles Gepäck auf einen wackligen Tisch stellen mussten, nicht nur dieses, sondern das gesamte Auto wurde durchwühlt. Kannten wir ja alles noch aus sozialistischen Zeiten. Als wir dann endlich zu einer gläsernen Bude vorgerückt waren, in der eine dicke Matroschka saß, fragte uns diese, wo die Vollmacht für das Auto sei. Da wir keine hatten, schüttelte die Dicke weise das Haupt und machte mit dem Zeigefinger eine kreisende 180 °-Bewegung und wir wurden zurückgeschickt. Auf Grund meiner Russischkenntnisse konnte ich den bewaffneten Tarnanzugbesitzer wenigstens überzeugen, uns an den wartenden Ukrainern zur Schranke vorzulassen. Der slowakische Zöllner erklärte uns, selbst wenn uns Schwägerin Alica eine Vollmacht geschrieben hätte, hätte uns das gar nichts genützt, die hätten wir nämlich noch von einem Notar behördlich beglaubigen lassen müssen. Er habe einmal versucht, mit dem Auto seiner Frau in die Ukraine zu fahren und sei auch abgeblockt worden. Dann fuhren wir zum Passkontrolldrachen vor, und dieser fragte uns, wo wir denn unsere Stempel in den Pässen hätten. Was denn für Stempel, fragte ich verwundert, wir sind schließlich wieder in der EU und da wird nichts gestempelt. - Und wie sind Sie denn hier hereingekommen ? - Dumme Frage, durch die Schranke in der Gegenrichtung natürlich. - Und warum haben Sie dann keinen Stempel ? - Na der Mensch hinter dem Fenster hat nur unsere Angaben in den PC eingegeben. Ich bin doch nicht dafür verantwortlich, ob der uns einen Stempel in den Pass macht oder nicht. Der Drachen kreischte, da sei aber vorher noch ein Fenster gewesen und davor hätte ich unterwürfig warten müssen, bis der Passbürokrat geruht hätte, dieses zu öffnen, der stempele nämlich sowohl bei der Ein- und der Ausreise und wechsele daher immer blockweise von einer zu anderen Seite. - Meine Güte, dann gehen Sie doch zu ihrem Zoll-Kollegen, da sehen Sie unsere Angaben im PC, und wenn Sie ohne Stempel nicht glücklich werden, dann machen Sie uns nachträglich welche rein und streichen Sie die wieder durch, da wir ja nicht durchgelassen wurden. Oder sie tun so, als wären wir gar nicht da gewesen. - (kreisch) Hier ist aber ein Kamerasystem installiert, das wird ausgewertet, da können wir nicht so tun, als seien Sie nicht da gewesen! Außerdem gleichen wir zum Schichtende immer die Daten mit dem Kollegen vom Zoll ab, und nun wird es wegen Ihnen nicht überein stimmen ! - Herrgott noch mal, dann tragen Sie uns nachträglich in den Computer ein, und dann stimmt’s wieder! Der Drachen brach in Verzweiflung aus: - Dann stimmen aber die Zeitangaben nicht überein! Dann rannte er verzweifelt zwischen einem Gebäude am Berghang und dem Gebäude im Tal hin und her, telefonierte einige Male, bis wir gegen 14:30 h endlich mit durchgestrichenen Stempeln in den Pässen wieder ins slowakische Binnenland entlassen wurden. 5 ½ Stunden hatten wir dort also für nichts und wieder nichts zugebracht. Dieses Jahr wird’s dort noch katastrophaler werden, denn Vyšsne Nemecke ist momentan der einzige Übergang, während der in Ubl’a rekonstruiert wird. Wenn ich also noch mal auf die Idee kommen sollte, fahre ich bestenfalls mit dem Zug ;-)

Wie man mich als Militärspion verhaften wollte

Anfang der 90er Jahre beschloss ich, mir in Südmähren einige Eisenbahnstrecken anzusehen, die vor 1989 für normale Sterbliche wegen der Nähe zu Österreich nicht im gesamten Streckenverlauf zugänglich waren. Zunächst befuhr ich die Strecke nach Slavonice, die früher bis Schwarzenau durch ging und zu k.u.k.-Zeiten sogar eine bedeutende Süd-Nord-Verbindung dargestellt hatte. Nach 1945 waren die Gleise zwischen Slavonice und Fratres abgebaut worden, damit nicht mal jemand auf die Idee kommen würde, mit einem Zug zum bösen Klassenfeind durchzubrechen. Inzwischen ist von Slavonice bis Waidhofen auf dem Planum ein Radweg entstanden.
Dann fuhr ich zurück nach Dašice, und von da aus mit dem Bus nach Jemnice. Am Busbahnhof fragte ich eine Frau, wo denn der Zugbahnhof sei, und sie antwortete, da solle ich ihr getrost folgen, da wolle sie nämlich auch gerade hin. Ich ging also von der Straßenseite in das Bahnhofsgebäude hinein, löste meine Fahrkarte und als ich auf der Gleisseite wieder aus dem Gebäude heraustrat, dachte ich: - Ach Du großer Gott, jetzt hast Du Dir aber zum Fotografieren einen schlechten Zug ausgesucht! Der Mittagszug war nämlich ein Güterzug mit Personenbeförderung, was auf Nebenstrecken eine Kosten sparende Möglichkeit ist – da werden unterwegs Güterwagen abgestellt und mitgenommen und nebenbei auch noch Personen befördert. Dauert halt etwas länger, aber auf dem Lande hat man ja Zeit … Der Zug bestand also aus einer Lok, dahinter waren auf 10 Plattformwagen irgendwelche Geschütze, dann folgte ein Mannschaftsbegleitwagen für die Soldaten und dann ein Personenwagen für die normalen Reisenden. Nun, dachte ich mir, wozu sprichst Du eigentlich tschechisch, und fragen kostet ja nichts. Also ging ich zu den Soldaten, die sich an der Laderampe sonnten und fragte: - Guten Tag, ich bin ein Eisenbahnfan aus der ehemaligen DDR und wollte eigentlich den Zug während der Fahrt fotografieren, kann das Probleme geben, wenn ich Eure Militärtechnik fotografiere? - Kannste ruhig machen, das ist alles altes Zeug, wurde mir von einem Soldaten beschieden. Wir fuhren dann los, der Zug war so lang, dass der Schaffner vom letzten Wagen dem Lokführer mit einem Fähnchen Zeichen geben musste, wann denn der Personenwagen am Bahnsteig angekommen war. Dann kam der Schaffner Fahrkarten kontrollieren und sagte zu mir: - Junger Mann, fotografieren Sie das nicht, das darf man nicht! - Ich habe die Soldaten gefragt, die haben gesagt, ich darf. - Nein, das darf man nicht, maulte er und verschwand in seinem Schaffnerabteil. Kurze Zeit später schauten 2 Zivilisten aus dem Mannschaftsbegleitwagen heraus, warfen mir einen bösen Blick zu und nötigten die Soldaten, aus den Fenstern zu verschwinden. Ich dachte mir etwas von Überresten sozialistischen Übereifers von früher und fotografierte munter weiter. Als wir in Moravske Budejovice angekommen waren, stürmten die 2 Zivilisten auf mich zu und schrieen: - Zeigen Sie mal ihren Personalausweis! Ich schnauzte die beiden an: - Was soll denn das? Ich habe extra vorher gefragt, ob ich fotografieren darf, die Soldaten haben Ja gesagt. Und im Übrigen, Ihr wollt schließlich auch NATO-Mitglied werden, was wollt Ihr denn hier geheim halten? Die 2 Individuen erzählten etwas von Übungsplätzen der Armee in Streckennähe, und ich darauf, dann sollte man gefälligst Schilder „Fotografierverbot“ aufstellen und ich hätte kein einziges gesehen. Jedenfalls war ich erst mal meinen Personalausweis los und die 2 Gestalten nötigten den Unteroffizier der Begleitmannschaft, seinen Vorgesetzten anzurufen. Der erklärte aber, ihn gehe das gar nichts an, wenn sie dächten, dass Fotografieren eine Straftat sei, sollten sie sich an die Polizei wenden. Dort wurden sie wie der Buchbinder Wanninger von einer Stelle zur anderen weiter verbunden, bis sie an einen Polizisten gerieten, der sagte, sie hätten wahrhaft ernsthaftere Probleme zu lösen und sie sollten mich in Ruhe lassen. Darauf gaben mir die 2 Individuen betrübt meinen Personalausweis wieder. Sie hatten zwar bewirkt, dass mein Anschlusszug weggefahren war, aber das machte nichts, so ging ich in die Stadt Mittag essen und fuhr mit dem nächsten Zug weiter. Die 2 Gestalten fuhren auch mit, und als sie unterwegs ausstiegen, rief ich ihnen noch boshaft hinterher: „Auf Wiedersehen, Ihr zwei Nervensägen!“ Inzwischen ist der Militärstandort Jemnice aufgelöst und es regt sich niemand mehr darüber auf, wenn man Militärtransporte fotografiert. Den Film mit den Zugaufnahmen habe ich heute noch und bin später auf der Strecke in einem historischen Dampfzug mitgefahren.
Inzwischen gibt es auf der Strecke regelmäßigen Saisonverkehr mit einem Triebwagen.


 

 

 

 

 

 

Wie ich mit 7 Jahren zum Ausreißer wurde

Ich bin in einem kleinen Dorf in Sachsen-Anhalt aufgewachsen, wo es nicht gerade umwerfend viel öffentlichen Verkehr gab. Um beispielsweise den Bruder meiner Großmutter im 12 km entfernten Freyburg(Unstrut) zu besuchen, mußte man zunächst einmal etwa 2 km zum Bahnhof laufen, dann in die Kreisstadt Merseburg fahren und dort in den Zug nach Naumburg(Unstrut) umsteigen.
Meine damals noch sehr rüstige Großmutter nahm mich deshalb eines schönen Sommertages mal auf eine Wanderung über Feld- und Waldwege mit und nach etwa 2,5 h waren wir auch bei ihrem Bruder angekommen.
An einem Wintertag im Januar spielte ich mit meinen Freunden Krebs-Gerdi und Öbster-Bernd an einem Strohpfeim oberhalb des Dorfes. Nachdem es uns keinen Spaß mehr machte, die Spatzen zu jagen, beratschlagten wir, was wir als nächstes tun könnten.
Ich erklärte, bei dem schönen Wetter könnte man doch mal nach Freyburg wandern. Krebs-Gerdi erklärte mich für verrückt und ging ins Dorf zurück und meldete mein Vorhaben bei meinen Eltern, die ihn aber nicht ernst nahmen. Öbster-Bernd folgte mir nach, es war 13 Uhr und als es schon langsam dunkel wurde, tauchten wir zum Entsetzen von meinem Großonkel und seiner Frau bei ihnen auf.
Nun war es damals nicht so, dass jeder ein Telefon hatte, von einem Handy mal ganz zu schweigen, und so wurde dann erst mal unser LPG-Vorsitzender angerufen, er möge doch meinen Eltern Bescheid geben.
Dann wurde der Fahrer eines Schichtbusses , der die Arbeiter in die Müchelner Braunkohlengrube brachte, überzeugt, uns mitzunehmen und so wurden wir dann schon im Dunkeln von unseren Eltern erleichtert wieder in Empfang genommen. Haue gab's nicht, aber es ergoss sich natürlich ein Wortschwall über uns, derartiges nicht wieder zu tun.

Tchibo 

Wie wir in Polen einen Güterzug steuerten

Vor einigen Jahren war ich mit meinem Kumpel, Eisenbahnfreund wie ich, in Polen im Raum Poznan unterwegs. Plötzlich überquerten wir eine schmalspurige Eisenbahnstrecke, die auf unserer Karte gar nicht eingezeichnet war. Es stellte sich später heraus, dass auf der Strecke der Personenverkehr schon viele Jahre eingestellt war. Nach den blanken Schienen zu urteilen, mußte da aber etwas fahren und so fuhren wir an der Strecke entlang, bis uns eine kleine rumänische Diesellok mit einem Güterzug entgegen kam. Also wendeten wir,fuhren parallel zum Zug und filmten bzw. fotografierten ihn. Am Endpunkt Opatowek wurden die Güterwagen von einer normalspurigen Lok abgezogen. Kaum hatte ein Rangierer unser deutsches Kennzeichen gesehen, kam er zu uns herüber und fragte: "Habt Ihr Schnaps? Mein Schnaps ist alle!". Ich versuchte ihm klarzumachen, während der Arbeit trinke man nicht und er solle verschwinden. Dieser Mensch begann aber mit seiner leeren Schnapsflasche vor meiner Videokamera herumzuhüpfen, bis ihm mein Kumpel einen 20 Zloty-Schein in die Hand drückte und er laut jubelnd in die Kantine abrückte.
Der Lokführer der Schmalspurlok winkte uns, wir sollten mal auf die Lok hochkommen. Polnisch können wir nur einige wenige Worte, aber mit Händen und Füßen, Wörterbuch und Analogschlüssen zu ähnlichen tschechischen oder slowakischen Wörtern konnten wir uns einigermaßen verständigen.
Nachdem die Rangierarbeiten beendet waren, ging er noch einen Kaffee trinken und erzählte uns, er würde noch einen Güterzug in seinen Heimatort Zbiersk, aber nicht mehr zurück fahren. Wenn wir solche Fans wären, könnten wir ruhig auf der Lok mitfahren und er würde mit unserem Auto parallel dazu mitfahren, sein Maschinist könne die Lok auch alleine steuern.
Ängstliche Gemüter hätten nun gesagt "Bloß nicht, die Polen klauen doch immer Autos", aber da wir mit den beiden stundenlang geredet und gemerkt hatten, dass sie Eisenbahner mit Leib und Seele sind, schätzte ich sie als vertrauenswürdig ein und überreichte meine Autoschlüssel.
Der Maschinist zeigte uns dann noch, wie man die Geschwindigkeit reguliert, schneller als 20 km/h sollten wir aber nicht fahren, die Gleise seien schlecht. Wir steuerten also den Güterzug, der Lokführer fuhr nebenher, hielt ab und zu an und winkte zu uns herüber.
Vor dem Endbahnhof hielten wir an einer Steigung an, der Maschinist meldete sich bei der Fahrdienstleiterin an und wir erhielten die Erlaubnis zur Einfahrt.
Es war aber Herbst, und da sind die Schienen rutschig, und so tat sich erst mal gar nichts. "Keine Panik", sprach der Maschinist und drückte auf 2 Knöpfe. Unter dem einen stand "Sanden" und unter dem anderen "Überlastsicherung aus". Er befahl also der Lok "Du mußt jetzt fahren, auch wenn Dir das Getriebe auseinander fliegt" und streute zur Erhöhung der Reibung Sand auf die Schienen.Zunächst drehten einmal die Räder durch, aber nach einiger Zeit setzte sich der Zug tatsächlich in Bewegung.
In Zbiersk angekommen, kletterte der Wodka-Säufer aus dem Packwagen und sagte zu uns: "Jungs, ich geb' Euch mal einen Tipp, die Fahrdienstleiterin ist gut im Bett", worauf diese ihm laut keifend mit der Abfahrtskelle ordentlich eins überhaute, wonach sich der Säufer aufs Fahrrad schwang und nach Hause radelte.
 Inzwischen war auch der Lokführer mit unserem Auto eingetroffen und fuhr seine Maschine in den Lokschuppen, um die Güterwagen kümmerte sich die Lok der inzwischen leider stillgelegten Zuckerfabrik. 
Leider befinden sich die Aufnahmen von dieser Fahrt auf einer nicht mehr lesbaren CD.
Dann luden uns die beiden zu sich nach Hause auf einen Kaffee und zum Essen ein. Wir radebrechten noch stundenlang über alles mögliche und tauschten unsere Adressen aus. Der Lokführer hatte 2 Töchter und diese versprachen, mit meinen Töchtern in Briefwechsel zu treten.
Dann fragten sie uns, wo wir denn übernachten würden. Wir sagten, darüber sollten sie sich mal keine Gedanken machen, so weit sei es ja nach Dresden auch wieder nicht, und wenn ich auf der Rückfahrt müde werden würde, würden wir uns irgendwo hinstellen und ein bisschen im Auto schlafen.
 "Das könnt Ihr doch nicht machen", rief der Lokführer aus, "es ist jetzt schon Ende Oktober und die Nächte sind kalt! Wisst Ihr was, ich habe im Nachbarort eine Bekannte, die betreibt eine Pension und spricht sogar deutsch, weil sie zu DDR-Zeiten in Erfurt bei der Hopfenernete geholfen hat, dort könnt Ihr übernachten." Das taten wir dann auch und nachdem wir am nächsten Tag noch eine andere Strecke besucht hatten, fuhren wir wieder nach Hause.

Bei einem späteren Ausflug trafen wir die beiden noch mal an und ich fuhr bis Zbiersk auf der Lok mit : https://www.youtube.com/watch?v=yQohvMFS69k


Ein polnischer Fan hat am 3.6.1995 eine Sonderfahrt auf dieser Strecke gefilmt : https://www.youtube.com/watch?v=aNTsfD7DuEM
 

Wie man mich nicht in die Ukraine lassen wollte

Im Jahre 2006 waren wir wieder einmal bei unserer Verwandtschaft in der Slowakei zu Besuch. Mein Auto hatte ich wegen einer kleinen Lackreparatur in der Werkstatt. Ich verfiel auf die Idee, dass man nach der Abschaffung der Visapflicht doch auch einmal in die Ukraine fahren könne. Schwägerin Alica wollte mir ihr Auto leihen, worauf ich entgegnete, dass das bestimmt nicht gut gehen würde. Es sollte sich bald zeigen, dass ich Recht hatte. Wir fuhren bewusst nicht zu dem großen Grenzübergang Vyšsne Nemecke, weil dort aller LKW-Verkehr hin ging und für PKW wohl auch Wartezeiten im 2-stelligen Stundenbereich gelten sollten. Angeblich stellen sich auch ukrainische Geschäftemacher in der Schlange an uns stellten ihren Platz gegen eine saftige Gebühr zur Verfügung, wenn jemand nicht so lange warten will. Wir kamen also am Grenzübergang Ubl’a an, sah erst mal ganz gut aus, da nur ein PKW vor uns. Aber dann… Vor dem Übergang war eine Schranke, und es wurde immer nur ein PKW durch die Schranke gelassen. Jeder PKW wurde von einem Hund beschnuppert, klar, dass alle Leute hier nichts Besseres zu tun hatten, als Drogen mitzuführen. Nachdem wir nun endlich zum Abfertigungsgebäude vorgerückt waren, waren da zwei Fensterlein. Das erste war geschlossen, also stieg ich aus, lief daran vorbei und reichte unsere Pässe durch das zweite Fensterlein. Nachdem der slowakische Zollbürokrat nach dem 2-Finger-Suchsystem unsere Angaben in einen steinzeitlichen PC eingetippt hatte, hieß er uns weiterzufahren. Wieder mussten wir warten, und da wir sahen, wie die Leute vor uns irgendwelche Zettel ausfüllten, fragten wir den vor uns stehenden Slowaken, was das sei und wo man es herbekomme. Das seien die so genannten Immigrationslisten, man solle sich nur von dem bewaffneten Ukrainer im Tarnanzug da vor uns eine geben lassen. Personalien, zu verzollende Sachen, Zweck und Länge des beabsichtigten Besuchs, Anzahl der mitgeführten Kinder und weiß der Teufel noch was war auszufüllen. Seit Amtsantritt von Juschtschenko gehe es hier lockerer zu, sagte der Slowake und es würde durchaus akzeptiert, wenn man als Besuchsgrund eintrage, man wolle da drüben tanken. Währenddessen sahen wir auf ukrainischer Seite, wie die Leute alles Gepäck auf einen wackligen Tisch stellen mussten, nicht nur dieses, sondern das gesamte Auto wurde durchwühlt. Kannten wir ja alles noch aus sozialistischen Zeiten. Als wir dann endlich zu einer gläsernen Bude vorgerückt waren, in der eine dicke Matroschka saß, fragte uns diese, wo die Vollmacht für das Auto sei. Da wir keine hatten, schüttelte die Dicke weise das Haupt und machte mit dem Zeigefinger eine kreisende 180 °-Bewegung und wir wurden zurückgeschickt. Auf Grund meiner Russischkenntnisse konnte ich den bewaffneten Tarnanzugbesitzer wenigstens überzeugen, uns an den wartenden Ukrainern zur Schranke vorzulassen. Der slowakische Zöllner erklärte uns, selbst wenn uns Schwägerin Alica eine Vollmacht geschrieben hätte, hätte uns das gar nichts genützt, die hätten wir nämlich noch von einem Notar behördlich beglaubigen lassen müssen. Er habe einmal versucht, mit dem Auto seiner Frau in die Ukraine zu fahren und sei auch abgeblockt worden. Dann fuhren wir zum Passkontrolldrachen vor, und dieser fragte uns, wo wir denn unsere Stempel in den Pässen hätten. Was denn für Stempel, fragte ich verwundert, wir sind schließlich wieder in der EU und da wird nichts gestempelt. - Und wie sind Sie denn hier hereingekommen ? - Dumme Frage, durch die Schranke in der Gegenrichtung natürlich. - Und warum haben Sie dann keinen Stempel ? - Na der Mensch hinter dem Fenster hat nur unsere Angaben in den PC eingegeben. Ich bin doch nicht dafür verantwortlich, ob der uns einen Stempel in den Pass macht oder nicht. Der Drachen kreischte, da sei aber vorher noch ein Fenster gewesen und davor hätte ich unterwürfig warten müssen, bis der Passbürokrat geruht hätte, dieses zu öffnen, der stempele nämlich sowohl bei der Ein- und der Ausreise und wechsele daher immer blockweise von einer zu anderen Seite. - Meine Güte, dann gehen Sie doch zu ihrem Zoll-Kollegen, da sehen Sie unsere Angaben im PC, und wenn Sie ohne Stempel nicht glücklich werden, dann machen Sie uns nachträglich welche rein und streichen Sie die wieder durch, da wir ja nicht durchgelassen wurden. Oder sie tun so, als wären wir gar nicht da gewesen. - (kreisch) Hier ist aber ein Kamerasystem installiert, das wird ausgewertet, da können wir nicht so tun, als seien Sie nicht da gewesen! Außerdem gleichen wir zum Schichtende immer die Daten mit dem Kollegen vom Zoll ab, und nun wird es wegen Ihnen nicht überein stimmen ! - Herrgott noch mal, dann tragen Sie uns nachträglich in den Computer ein, und dann stimmt’s wieder! Der Drachen brach in Verzweiflung aus: - Dann stimmen aber die Zeitangaben nicht überein! Dann rannte er verzweifelt zwischen einem Gebäude am Berghang und dem Gebäude im Tal hin und her, telefonierte einige Male, bis wir gegen 14:30 h endlich mit durchgestrichenen Stempeln in den Pässen wieder ins slowakische Binnenland entlassen wurden. 5 ½ Stunden hatten wir dort also für nichts und wieder nichts zugebracht. Dieses Jahr wird’s dort noch katastrophaler werden, denn Vyšsne Nemecke ist momentan der einzige Übergang, während der in Ubl’a rekonstruiert wird. Wenn ich also noch mal auf die Idee kommen sollte, fahre ich bestenfalls mit dem Zug ;-)

Wie man mich als Militärspion verhaften wollte

Anfang der 90er Jahre beschloss ich, mir in Südmähren einige Eisenbahnstrecken anzusehen, die vor 1989 für normale Sterbliche wegen der Nähe zu Österreich nicht im gesamten Streckenverlauf zugänglich waren. Zunächst befuhr ich die Strecke nach Slavonice, die früher bis Schwarzenau durch ging und zu k.u.k.-Zeiten sogar eine bedeutende Süd-Nord-Verbindung dargestellt hatte. Nach 1945 waren die Gleise zwischen Slavonice und Fratres abgebaut worden, damit nicht mal jemand auf die Idee kommen würde, mit einem Zug zum bösen Klassenfeind durchzubrechen. Inzwischen ist von Slavonice bis Waidhofen auf dem Planum ein Radweg entstanden.
Dann fuhr ich zurück nach Dašice, und von da aus mit dem Bus nach Jemnice. Am Busbahnhof fragte ich eine Frau, wo denn der Zugbahnhof sei, und sie antwortete, da solle ich ihr getrost folgen, da wolle sie nämlich auch gerade hin. Ich ging also von der Straßenseite in das Bahnhofsgebäude hinein, löste meine Fahrkarte und als ich auf der Gleisseite wieder aus dem Gebäude heraustrat, dachte ich: - Ach Du großer Gott, jetzt hast Du Dir aber zum Fotografieren einen schlechten Zug ausgesucht! Der Mittagszug war nämlich ein Güterzug mit Personenbeförderung, was auf Nebenstrecken eine Kosten sparende Möglichkeit ist – da werden unterwegs Güterwagen abgestellt und mitgenommen und nebenbei auch noch Personen befördert. Dauert halt etwas länger, aber auf dem Lande hat man ja Zeit … Der Zug bestand also aus einer Lok, dahinter waren auf 10 Plattformwagen irgendwelche Geschütze, dann folgte ein Mannschaftsbegleitwagen für die Soldaten und dann ein Personenwagen für die normalen Reisenden. Nun, dachte ich mir, wozu sprichst Du eigentlich tschechisch, und fragen kostet ja nichts. Also ging ich zu den Soldaten, die sich an der Laderampe sonnten und fragte: - Guten Tag, ich bin ein Eisenbahnfan aus der ehemaligen DDR und wollte eigentlich den Zug während der Fahrt fotografieren, kann das Probleme geben, wenn ich Eure Militärtechnik fotografiere? - Kannste ruhig machen, das ist alles altes Zeug, wurde mir von einem Soldaten beschieden. Wir fuhren dann los, der Zug war so lang, dass der Schaffner vom letzten Wagen dem Lokführer mit einem Fähnchen Zeichen geben musste, wann denn der Personenwagen am Bahnsteig angekommen war. Dann kam der Schaffner Fahrkarten kontrollieren und sagte zu mir: - Junger Mann, fotografieren Sie das nicht, das darf man nicht! - Ich habe die Soldaten gefragt, die haben gesagt, ich darf. - Nein, das darf man nicht, maulte er und verschwand in seinem Schaffnerabteil. Kurze Zeit später schauten 2 Zivilisten aus dem Mannschaftsbegleitwagen heraus, warfen mir einen bösen Blick zu und nötigten die Soldaten, aus den Fenstern zu verschwinden. Ich dachte mir etwas von Überresten sozialistischen Übereifers von früher und fotografierte munter weiter. Als wir in Moravske Budejovice angekommen waren, stürmten die 2 Zivilisten auf mich zu und schrieen: - Zeigen Sie mal ihren Personalausweis! Ich schnauzte die beiden an: - Was soll denn das? Ich habe extra vorher gefragt, ob ich fotografieren darf, die Soldaten haben Ja gesagt. Und im Übrigen, Ihr wollt schließlich auch NATO-Mitglied werden, was wollt Ihr denn hier geheim halten? Die 2 Individuen erzählten etwas von Übungsplätzen der Armee in Streckennähe, und ich darauf, dann sollte man gefälligst Schilder „Fotografierverbot“ aufstellen und ich hätte kein einziges gesehen. Jedenfalls war ich erst mal meinen Personalausweis los und die 2 Gestalten nötigten den Unteroffizier der Begleitmannschaft, seinen Vorgesetzten anzurufen. Der erklärte aber, ihn gehe das gar nichts an, wenn sie dächten, dass Fotografieren eine Straftat sei, sollten sie sich an die Polizei wenden. Dort wurden sie wie der Buchbinder Wanninger von einer Stelle zur anderen weiter verbunden, bis sie an einen Polizisten gerieten, der sagte, sie hätten wahrhaft ernsthaftere Probleme zu lösen und sie sollten mich in Ruhe lassen. Darauf gaben mir die 2 Individuen betrübt meinen Personalausweis wieder. Sie hatten zwar bewirkt, dass mein Anschlusszug weggefahren war, aber das machte nichts, so ging ich in die Stadt Mittag essen und fuhr mit dem nächsten Zug weiter. Die 2 Gestalten fuhren auch mit, und als sie unterwegs ausstiegen, rief ich ihnen noch boshaft hinterher: „Auf Wiedersehen, Ihr zwei Nervensägen!“ Inzwischen ist der Militärstandort Jemnice aufgelöst und es regt sich niemand mehr darüber auf, wenn man Militärtransporte fotografiert. Den Film mit den Zugaufnahmen habe ich heute noch und bin später auf der Strecke in einem historischen Dampfzug mitgefahren.
Inzwischen gibt es auf der Strecke regelmäßigen Saisonverkehr mit einem Triebwagen.


 

 

 

 

 

 

Wie ich mit 7 Jahren zum Ausreißer wurde

Ich bin in einem kleinen Dorf in Sachsen-Anhalt aufgewachsen, wo es nicht gerade umwerfend viel öffentlichen Verkehr gab. Um beispielsweise den Bruder meiner Großmutter im 12 km entfernten Freyburg(Unstrut) zu besuchen, mußte man zunächst einmal etwa 2 km zum Bahnhof laufen, dann in die Kreisstadt Merseburg fahren und dort in den Zug nach Naumburg(Unstrut) umsteigen.
Meine damals noch sehr rüstige Großmutter nahm mich deshalb eines schönen Sommertages mal auf eine Wanderung über Feld- und Waldwege mit und nach etwa 2,5 h waren wir auch bei ihrem Bruder angekommen.
An einem Wintertag im Januar spielte ich mit meinen Freunden Krebs-Gerdi und Öbster-Bernd an einem Strohpfeim oberhalb des Dorfes. Nachdem es uns keinen Spaß mehr machte, die Spatzen zu jagen, beratschlagten wir, was wir als nächstes tun könnten.
Ich erklärte, bei dem schönen Wetter könnte man doch mal nach Freyburg wandern. Krebs-Gerdi erklärte mich für verrückt und ging ins Dorf zurück und meldete mein Vorhaben bei meinen Eltern, die ihn aber nicht ernst nahmen. Öbster-Bernd folgte mir nach, es war 13 Uhr und als es schon langsam dunkel wurde, tauchten wir zum Entsetzen von meinem Großonkel und seiner Frau bei ihnen auf.
Nun war es damals nicht so, dass jeder ein Telefon hatte, von einem Handy mal ganz zu schweigen, und so wurde dann erst mal unser LPG-Vorsitzender angerufen, er möge doch meinen Eltern Bescheid geben.
Dann wurde der Fahrer eines Schichtbusses , der die Arbeiter in die Müchelner Braunkohlengrube brachte, überzeugt, uns mitzunehmen und so wurden wir dann schon im Dunkeln von unseren Eltern erleichtert wieder in Empfang genommen. Haue gab's nicht, aber es ergoss sich natürlich ein Wortschwall über uns, derartiges nicht wieder zu tun.

Tchibo 

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